Shiva, Parvati und Matsyendra – wie kam Hatha Yoga in diese Welt?

Play

Shiva_Parvati_GaneshaWie kam Hatha Yoga in diese Welt? Darum geht es in diesem Podcast. Es geht dabei nicht um Wissenschaft oder Indologie – sondern um Mythologie. Und was sagt die Mythologie des Hinduismus über den Ursprung von Hatha Yoga? Klar, da hat Gott etwas mit zu tun. Insbesondere Shiva gilt als der mythologische Begründer des Hatha Yoga. Und Shiva lehrte den hatha Yoga an seine Frau, die Parvati. Und Parvati lehrte Hatha Yoga an den Matsyendra. Wie das alles geschehen ist – darüber lausche in diesem Podcast.

Parvati – Gemahlin von Shiva

Shiva_Parvati_GaneshaOh Devi! Du Glückverheißende, Spenderin von Erfolg und Wohlstand, wir knien vor Dir nieder! Lass Frieden und Freundschaft auf uns herab regnen und beschütze uns mehr denn je durch Deinen gütigen, erbarmungsvollen Blick!

Parvati ist die Tochter von Himavan, dem König von Parvatas. Sie ist die Gemahlin bzw. Shakti von Gott Shiva. Sie ist die Matrix des Universums. Sie ist der Ausdruck von Brahman. Sie ist nicht nur Loka-Mata oder Erdenmutter, sondern auch Brahma-Vidya. Einer Ihrer Namen ist Shivajnana-Pradayini. Sie wird auch Shivaduti, Shivaradhya und Shivankari genannt.

Die Gnade der Devi ist ein unerlässlicher Faktor für das Erreichen von Gottesverwirklichung. Parvati oder Shakti ist alles in allem. Du musst die Shakti durch Yoga erwecken. Dann wird dich die Gnade der Shakti zur Gottesverwirklichung führen und zur endgültigen Befreiung, zu unendlicher, ewiger und höchster Wonne.

Die ruhmreiche Geschichte von Parvati wird ausführlich in dem Maheshvara Kanda in den Skanda Purana erzählt. In dieser Geschichte geht es darum wie Shiva und Parvati zusammen gekommen sind.  Sati, die Tochter von Daksha Prajapati (er war der Sohn Brahmas), wurde mit Gott Shiva vermählt. Daksha aber mochte seinen Schwiegersohn nicht wegen seiner seltsamen Gestalt, seiner ungewöhnlichen Manieren und merkwürdigen Angewohnheiten. Daksha brachte ein Opfer, zu dem er aber nicht seine Tochter und den Schwiegersohn einlud. Sati spürte die Kränkung und fragte um seine Gründe. Er gab ihr eine unangenehme Antwort. Darüber geriet Sati sehr in Aufruhr. Sie wollte nicht mehr seine Tochter genannt werden. Sie wollte lieber verbrennen, um wieder als Parvati geboren zu werden und dann Shiva zu heiraten. Durch ihre Yogakraft ließ sie ein Feuer entstehen und zerstörte sich in diesem Yoga-Agni.

Gott Shiva schickte Virabhadra. Er zerstörte das Opfer und jagte alle Devas davon, die sich hier versammelt hatten. Er schlug Daksha den Kopf ab und warf ihn in das Feuer. Dann nahm er, auf Geheiß Brahmas, einen Ziegenkopf und steckte ihn auf den Körper des Daksha.

Shiva kehrte in den Himalaya zurück, um Buße zu tun. Der Dämon Taraka hatte von Brahma die Gnade erhalten, dass er nur durch die Hand des Sohnes von Shiva und Parvati getötet werden könnte. Daher hatten die Devas von Himavan gefordert, Sati als Tochter anzunehmen. Und Himavan stimmte zu. Sati wurde als Parvati geboren, der Tochter von Himavan. Sie diente Gott Shiva während seiner Zeit der Buße und verehrte Ihn. Gott Shiva heiratete Parvati.

Narada begab sich zum Berg Kailash und sah dort Shiva und Parvati vereint in einem Körper, halb Mann, halb Frau, in der Gestalt von Ardhanarishvara. Er wollte ihr Würfelspiel beobachten. Shiva sagte, dass er gewonnen hätte. Und Parvati behauptete, dass sie die Gewinnerin sei. Es gab einen Streit. Shiva zog sich zurück um Entsagung zu praktizieren. Parvati dagegen nahm die Gestalt einer Jägerin an und traf so Shiva. Dieser verliebte sich in die Jägerin und ging mit ihr zu ihrem Vater, um um ihre Hand anzuhalten. Narada klärte Shiva auf, dass die Jägerin Parvati sei und forderte sie auf, sich bei Shiva zu entschuldigen. So wurden sie wieder vereint.

Dann nahm Shiva die Form des Berges Arunachala an. Er überwältigte den Stolz von Brahma und Vishnu, die über ihre relative Großartikeit stritten. Arunachala ist ein Tejolinga. Parvati sah Shiva als Arunachala-Ishvara. Shiva nahm Parvati wieder an seine Seite und machte sie wieder zur Ardhanari.

Asura Taraka unterdrückte die Devas stark. Mahi Sagara Sangama Kshetra war sein Mittel. Subrahmanya, der zweite Sohn Parvatis, tötete Asura am siebten Tag seiner Geburt.

Parvati gebar zu ihrer Freude ein Kind mit dem Gesicht eines Elefanten. Es war Ganesha. Er wurde zu der Gottheit, die für alle Wesen die Hindernisse aus dem Weg räumt. Eines Tages bot Shiva jenem seiner Kinder eine Belohnung an, das zuerst einmal um die Welt ginge. Subrahmanya machte sich sofort auf, die Welt zu umrunden. Ganesha umrundete seinen Vater Shiva, den Maha Linga, der das ganze Universum beinhaltet, und erhielt die Belohnung.

Parvati hatte dunkle Haut. Eines Tages machte Shiva eine neckische Bemerkung über ihre Hautfarbe. Sie war von Shivas Bemerkung sehr getroffen. Sie ging für Tapas in den Himalaya. Sie bekam eine wunderschöne Hautfarbe und wurde von da an Gauri genannt. Durch Brahmas Gnade kam Gauri zu Shiva als Ardhanarisvara.

Eines Tages trat Parvati hinter Shiva und hielt ihm die Augen zu. Das ganze Universum verlor Leben und Licht. Shiva befahl Parvati Buße zu tun, um ihre Dummheit wieder gut zu machen. Sie ging nach Kanchi (Kanjivaram) und büßte rigoros. Shiva schuf eine Überschwemmung. Der Shiva Linga, dem Parvati huldigte, war kurz davor, weggeschwemmt zu werden. Sie klammerte sich an den Linga. Der Linga blieb an dieser Stelle als Ekambaresvara. Sie blieb dort als Kamakshi zum Wohle der Welt.

Parvati ist immer als Shakti mit Shiva vereint. Sie ist die göttliche Mutter dieses Universums. Sie bringt Weisheit und Gnade über ihre Anhänger und vereint sie mit Gott. Gegrüßt seien Parvati und Shiva, die wahren Eltern aller Wesen.

Shiva und Parvati: Wie Hatha Yoga in die Welt gekommen ist

Shiva, Parvati und GaneshaParvati, wörtlich die helle, die lichtvolle, ist der weibliche Aspekt von Shiva. Parvati und Shiva gelten als das göttliche Paar. Die meisten der Schriften des Tantra sind geschrieben in Dialogform zwischen Parvati und Shiva. Manchmal stellt Shiva der Parvati Fragen und Parvati antwortet. Manchmal stellt Parvati dem Shiva Fragen und Shiva antwortet. Shiva und Parvati sind seit unendlichen Zeiten ein Paar und symbolisieren die Einheit der Polaritäten, also von männlich und weiblich, von Sonne und Mond, von Tag und Nacht, von Aktivität und Passivität.

Parvati steht dabei für das Weibliche, das Helle, das Aktive, das Schöne, den Mond.

Shiva steht für das Männliche, das dunkel-Geheimnisvolle, das Wilde, die Sonne – aber auch für den ruhenden Pol.

ShivaDer weibliche Pol von Shiva ist eigentlich Shakti, die kosmische Energie. Shakti verkörpert sich zunächst Sati  – und wurde die erste Gemahlin von Shiva. Dann löste sich Sati wieder auf in einem Feuer. Und dann inkarnierte sich Shakti auf Wunsch der Devas, der Engel, wieder, dieses Mal als Parvati, als Tochter  von Himavan, des Himalaya. Wie das geschehen ist, siehe im Blogbeitrag Parvati, Gemahlin von Shiva >>>

Jetzt folgt die Geschichte, wie Hatha Yoga in die Welt gekommen ist. Es ist eine Geschichte aus dem Tantra, eine Geschichte von Parvati und Shiva. Diese Geschichte um Parvati und Shiva wird hier als Live-Mitschnitt eines Vortrags von Sukadev wiedergegeben:

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, wie Parvati von Shiva Hatha YOga gelernt hat. Dies ist eine Geschichte, die aus dem weiten Kontext des Kundalini Yoga stammt.Die Geschichte will beschreiben: wie kam Hatha Yoga in diese Welt?

Zu Beginn des Kali Yuga waren Parvati und Shiva, das göttliche Paar, zusammen auf einer Insel im großen Ozean. Und die Parvati ging zu Shiva und sagte: „Oh Geliebter, demnächst beginnt das Kali Yuga, das dunkle Zeitalter. Die Menschen werden nicht mehr so praktizieren können wie vorher. Ihr Geist wird sehr grobstofflich sein und es wird ihnen schwerfallen, zu meditieren. Ihr Körper wird voller Krankheiten sein und sie werden sich mehr um die Gesundheit ihres Körpers kümmern als um anderes. Sie werden Schwierigkeiten haben, ihre Pflichten zu erfüllen, weil sie zu wenig Energie haben. Sie werden auch nicht den Enthusiasmus haben, sehr intensiv ihren Geist zu beherrschen. Im Gegenteil, ihnen wird die Herrschaft über den Geist ausgesprochen schwerfallen, ihr Geist wird voller Wünsche sein. Was, Oh Shiva, können Menschen im Kali Yuga machen, um trotzdem zügig zur Verwirklichung zu kommen?“ Dann sagte Shiva zu Parvati voller Enthusiasmus: „Oh Parvati, im Kali Yuga ist Hatha Yoga ganz besonders gut. Menschen werden voller Krankheiten sein. Hatha Yoga wird ihnen helfen, die Krankheiten loszuwerden, einen gesunden Körper zu haben. Menschen werden wenig Energie haben. Hatha Yoga wird ihnen viel Energie geben, sodass sie ihre Pflichten erfüllen können und weiter enthusiastisch spirituell streben können. Den Menschen wird es schwerfallen, ihren Geist zu beherrschen, sie werden voller Wünsche sein. Hatha Yoga wird die höheren Chakras öffnen, so wird der Geist auf höhere Ebenen kommen und nahezu anstrengungslos wird der Geist zur Ruhe kommen. Es gibt kaum etwas anderes, was Menschen so schnell gerade im Kali Yuga zu einer Ruhe des Geistes und einer Freude verhelfen kann als Hatha Yoga. Die Menschen werden grobstofflich sein und am Körper fasziniert. Daher wird Hatha Yoga mit dem Grobstofflichen, mit dem Körper beginnen. Und über diese Praxis des Hatha Yoga wird das Prana auf höhere Ebenen kommen, die höheren Chakras werden aktiv, die höheren Wünsche werden doch aktiver und sie kommen  zu tiefer Meditation und zur Verwirklichung. Darum, Oh Parvati, ist Hatha Yoga für dieses Kali Yuga ganz besonders geeignet.“ Dann bat Parvati, dass Shiva ihr zeigen möge, wie dieses Hatha Yoga geht. Und Shiva zeigte der Parvati  alle 8.400.000 Asanas. Darunter die zwölf Hauptgrundstellungen, die vierundachtzig Hauptasanas mit den dreihundert Variationen und den weiteren knapp 8.400.000 Asanas. Shiva zeigte der Parvati alle Mudras und alle Bandhas und alle Kriyas und Parvati schlief ein. Das war didaktisch nicht so geschickt gewesen. Als Shiva mit seiner Vorführung abgeschlossen hatte, dort entdeckte er, dass Parvati dabei eingeschlafen war. Jetzt gibt es verschiedene Versionen von der Geschichte. Aber Parvati, als sie merkte, sie war müde, hatte bemerkt, dass dort ein Fisch an der Insel war und der schaute die ganze Zeit dem Shiva zu. Und dieser Fisch war in einem früheren Leben ein großer Meister gewesen. Und er hatte sich in diesem Leben als Fisch inkarniert, sodass er die Vorführung von Shiva an Parvati mitbekommen konnte, sodass er den Yoga der Menschheit weitergeben konnte. So gab Parvati diesem Fisch menschliche Gestalt, nannte ihn Matsyendranath.  Parvati beauftragte Matsyendranath, dass er dieses Hatha Yoga der Menschheit weitergeben würde. Und so gilt Shiva als der erste Guru des Hatha Yoga, Parvati, in manchen Traditionen, als die zweite, und Matsyendranath als der erste menschliche Guru. Nach Matsyendranath ist übrigens auch Matsyendrasana benannt, der Drehstiz.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Anmerkungen zu Parvati:

Parvati ist heute ein weitverbreiteter Name in Indien. In Südindien schreibt man auch Parvathi. Es gibt Schauspielerinnen, Politikerinnen, Beauty Queens mit dem Namen Parvati. In Indien ist es nämlich üblich, Kinder nach Göttern und Göttinnen zu benennen. So hofft man, den Segen Gottes und der Göttin herabzurufen. Und da Parvati ein besonders segensreicher Aspekt der göttlichen Mutter ist, erhalten insbesondere in Shaiva und Shakta Familien die Töchter den Namen Parvati.

Kali tanzt auf Shiva - vor wießem HintergrundParvati gilt als freundlicher Aspekt von Durga. Durga ist die göttliche Mutter, reitend auf einem Tiger. Obgleich Durga als weiblicher Aspekt Shivas bezeichnet wird, gibt es sehr wenige Darstellungen von Durga und Shiva zusammen. Durga manifestiert sich auf zweierlei Art: Als Parvati – dann ist sie freundlich und segensreich. Und als Kali – dann ist sie furchterregend – aber auch segensreich. Sowohl Parvati als auch Kali werden meist zusammen mit Shiva zusammen dargestellt.

Parvati und Shiva können auch miteinander verschmelzen. Dann entsteht Ardhanishwara – Gott der aus zwei Hälften besteht: Die eine Hälfte hat die Charakteristika von Shiva, mit dunkelblauer Haut, Schlange, Tigerfell, Trommel, Dreizack etc. Die andere Hälfte hat die Charakteristika von Parvati, mit hellrosa Haut, schöner Kleidung, Schmuck etc.

Durga_paintingObgleich viele Inderinnen den Namen Parvati bekommen und Shiva oft mit Parvati zusammen dargestellt wird, gibt es wenige Mantras und Kirtans, in denen Parvati erwähnt wird. Es gibt viel mehr Durga und Kali Mantras. Parvati ist eben meist hauptsächlich zusammen mit Shiva wichtig. Dagegen sind Durga und Kali in manchen Mythen wichtiger als Shiva – und werden auch alleine verehrt.

Hier noch eine Geschichte, wie Parvati zur Gemahlin von Shiva wurde – und Subrahmanya in die Welt kam:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.