Wir richten uns an das höhere Selbst

Jetzt gibt es Indologen, die behaupten, Matsyendra war wahrscheinlich eine historische Gestalt. Er wird vermutlich nicht aus einem Fisch so entstanden sein und hat dann vermutlich ein paar tausend Jahre später gelebt, aber die Geschichte hat eben auch viele mythologische Bedeutungen und hat auch viele spirituelle Bedeutungen. Letztlich, Shiva ist das kosmische Bewusstsein, die Intuition, Parvati ist der individuelle Geist, der auch mal nach etwas Höherem strebt. Wir richten uns an das höhere Selbst. Dieses höhere Selbst wird manchmal hörbar und manchmal kommt diese Intuition, manchmal vergessen wir es aber auch. Manchmal richten wir uns zu anderen Dingen, manchmal ist es langweilig. Der Matsyendranath als Fisch symbolisiert dann aber, dass, wenn wir mal eine intuitive Erfahrung hatten, wenn wir einen Zugang zu einem solchen Wissen bekommen haben, dann ist das weiter in unserem Unterbewusstsein drin. Und dieses Unterbewusstsein, symbolisiert durch den Fisch, macht sich irgendwann hörbar und dann kommt die Weisheit, die wir vielleicht irgendwann mal mitbekommen haben, schrittweise und bahnt sich ihren Weg und so können wir das dann praktizieren, was manchmal in einem plötzlichen Moment geschehen ist. Dass es von Hatha Yoga heißt, dass es irgendwann von Gott selbst enthüllt worden sei, soll eben auch zeigen, es ist nicht irgendwie von Menschen mal so logisch entwickelt worden, sondern es stammt irgendwo aus einer tieferen oder höheren Intuition. Und noch heute gibt es Menschen, die über irgendwelche Weisen überbewusste Zustände erreichen, deren Körper ganz von selbst in Asanas und Pranayama hineingeht, ohne dass sie jemals Asanas und Pranayama vorher gekannt haben. Da gibt es ja gerade unter den transpersonalen Psychologen einige, die solche Phänomene beobachtet haben. Das ist also der vielen Geschichten um Shiva und Parvati –  die Ursprungsgeschichte von Hatha Yoga. Wo wir jetzt gerade bei Ursprungsgeschichten sind, die indischen Schriften sind voll von verschiedenen Schöpfungsgeschichten. Auch die Bibel übrigens kennt nicht nur eine Schöpfungsgeschichte. Schon in der Genesis gibt es zwei Schöpfungsgeschichten und eigentlich ist die Johannesoffenbarung auch noch mal eine dritte Schöpfungsgeschichte. „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort und aus ihm sind alle Dinge gemacht“, ist auch eine Schöpfungsgeschichte. Die bekanntere in unserem Kulturkreis ist Adam und Eva und der Baum und die sieben Tage, aber auch die Bibel ist ja sehr komplex und hat eben viele Geschichten. Im alten Indien gibt es dort Hunderte von Schöpfungsgeschichten, wie die Welt begonnen hat, bzw. wie unsere Zivilisation begonnen hat. Und manchmal sind diese besonders interessant.

Fortsetzung folgt –

Niederschrift eines Mitschnittes eines Vortrags mit Sukadev Bretz.  nach Meditation und Mantra-Singen im Rahmen eines Satsangs bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Hier einige Weiterführende Links:

Ø      Indische Götter

Ø      Was sind Mantras?

Ø      Hinduismus

Ø      Kirtan – Mantra-Singen: Mit Videos und mp3 Audios, alles kostenlos

Ø      Seminare zum Thema Mantra-Singen und indische Musik