Shiva, Aspekte des Göttlichen

Ich möchte heute Abend etwas erzählen über Shiva. Shiva ist ein Aspekt des Göttlichen, welcher besonders in zwölf Tagen verehrt wird, am Donnerstag in acht Tagen, um genau zu sein. Da ist Shivaratri, die heilige Nacht des Shiva. Und Shiva ist ein sehr umfassender Aspekt der Wahrheit. Letztlich muss man ja sehen, im Yoga geht man ja nicht davon aus, dass es verschiedene Götter gibt oder verschiedene Wahrheiten, es gibt eine kosmische allumfassende Wahrheit, aber es gibt verschiedene Weisen, wie man sich dieser Wahrheit nähern kann. Und man kann zuerst mal die Wahrheit sehen als unendlich, abstrakt, ewig, unbegreiflich, jenseits von allem Verständlichen. Man kann es dann Brahman nennen. Oder man kann sagen, Gott ist die göttliche Mutter, sie kümmert sich um alles, gibt mir alles, was ich brauche. Wenn ich in die Natur gehe und dort die Bäume anschaue und wenn ich den Himmel anschaue und wenn ich dort den Bach plätschern höre, dann weiß ich, ja, da ist die göttliche Mutter. Und wenn ich esse und überlege, diese Großartigkeit, man isst, und es gibt all das, was wir brauchen, und es schmeckt und es nährt und wir wachsen und können gesund bleiben, können wir voller Dankbarkeit und Ehrerbietung sein. Oder wir können auch anfangen, Gott zu sehen als Krishna. Er spielt mit der Flöte, so wie ihr dort seht, er lächelt so, manchmal sieht er auch noch etwas schalkhafter aus. Und so ähnlich wie, Gott führt uns manchmal so ein bisschen an der Nase herum, er macht mit uns seine Spielchen und dann verlieren wir uns in irgendwelchen überflüssigen Streitigkeiten und danach muss man über sich selbst lachen – hoffentlich kann man über sich selbst lachen – das ist eine typische Krishna-Eigenschaft. Und dann genießt man wieder, wie schön doch alles ist, wenn man das Ganze als ein Spiel ansieht, das die verschiedensten Herausforderungen hat. Wir können Gott sehen wie Saraswati. Saraswati, die Göttin der Künste, von allem Schönen, von allem Guten, von allem Kreativen in den Künsten. Gerade vorher, wir haben ja ein so wunderschönes Mantra Singen gehört und wir fühlen, wie das ganz zu Herzen geht, und dann kann man sagen, da ist Gott zu spüren. Oder wenn wir ein schönes Gemälde sehen oder so vieles, was Menschen Wunderbares machen, was die Natur Wunderbares macht, so können wir Gott sehen. Aber egal, ob wir Gott jetzt zunächst wie Saraswati oder wie Brahman, unbegreiflich, oder wie die göttliche Mutter oder Krishna, Lebensfreude, Liebe, Schalkhaftes sehen, es bleibt immer der gleiche. Und wann immer wir tiefer in einen Aspekt hineingehen, finden wir immer alle Aspekte drin. Und so ist es letztlich auch mit Shiva. Shiva, wird meistens gesagt, er ist der Zerstörer. Mögen wir nicht, oder? Saraswati ist nett, die ist schöpferisch, Vishnu ist auch nett, hält Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, aber Shiva, der zerstört alles. Das ist ein Aspekt. Und natürlich, das Auflösen ist auch wichtig, das Zerstören, denn angenommen, es würde nichts zerstört werden, dann könnte auch nichts Neues passieren. Z.B. jetzt werde ich gerade shivamäßig aktiv, ich zerstöre den Wasserinhalt dieses Glases. Habt ihr das gesehen? Ich betätige mich gerade als Shiva. Nochmal. Dadurch, dass ich jetzt das Wasser in diesem Glas zerstöre, schaffe ich irgendwelche Flüssigkeit in diesem Körper, ich schaffe nachher Flüssigkeit außerhalb dieses Körpers und ich erhalte das Leben dieses Körpers. Aber dazu muss irgendetwas auch zerstört werden. Oder wenn wir natürlich auch jetzt in unser spirituelles Wachstum gehen und die ganzen göttlichen Aspekte symbolisieren ja auch etwas, was wir selbst tun müssen, dazu gehört auch, dass wir an uns arbeiten und dass wir auch etwas loslassen. Wenn wir nicht loslassen, dann sind wir so wie eine Kanurudergruppe. Wer letzten oder vorletzten Samstag hier war, ich habe da so eine Geschichte erzählt. Es gab da so eine Gruppe, die sind mit dem Boot irgendwo hin gefahren, in die große Stadt, und dort am Abend haben sie sich ein bisschen betrunken und dann wollten sie zurückfahren mit dem Boot und haben gerudert und gerudert und gerudert und am nächsten Morgen waren sie genau an der gleichen Stelle geblieben. Warum? Sie haben das Tau nicht vom Ufer weggenommen. So machen wir das manchmal. Wir halten unser Tau fest und rudern und rudern und rudern und wundern uns, dass wir nirgendwo hinkommen. Manchmal ist die Ruderkraft des Yoga so stark, dass die Taue dann auch reißen, und auch ohne, dass wir sie formell gekappt haben, sie von selbst verschwinden. Viele kennen das, wenn man mit Yoga anfängt, viele schlechte Gewohnheiten hören ganz von selbst auf, ohne dass man sich irgendwie bemühen müsste. Einfach geschieht dort irgendetwas sehr Positives. Aber ab und zu mal gilt es auch, wir bemühen uns, irgendetwas loszulassen, wir bemühen uns, irgendwelche Verhaftungen loszulassen und irgendwelche schlechten Angewohnheiten loszulassen. Und hier, von euch aus gesehen rechts, dort seht ihr ja ein schönes Bild von Shiva und ihr seht dort, Shiva hat in seiner linken Hand so einen Dreizack. Und der Dreizack symbolisiert durchaus auch, dass man mal mit Vehemenz an sich arbeitet, dass man auch mal mit Vehemenz seine Verhaftungen überwindet. Und dann sieht man auch noch Shiva auf einem Tigerfell sitzen. Auf einem Tigerfell sitzen symbolisiert zum einen, dass man sitzen bleibt, auch wenn man aus dem Westerwald ist und insbesondere, wenn man Teil der Meditationskursleiterausbildung ist. Aber er kommt wieder, hoffe ich. Das war jetzt fies von mir, aber irgendwo, wo ich gerade von Tiger gesprochen habe… Er wird es mir hoffentlich verzeihen. Also, das Tigerfell symbolisiert, dass wir durchaus auch mal mit Vehemenz an Dinge rangehen. Und hier sieht man auch, der Tiger sieht ja reichlich lebendig aus. Das symbolisiert auch, dass das Zerstören nicht wirklich ein Zerstören ist, sondern ein Transformieren. Vieles, was wir in uns tragen, wenn wir lernen, damit geschickt umzugehen und wenn wir es transformieren, dann wird es nachher zum Schmuck. Es gibt so viele Eigenschaften, die einen stören können, aber wir können diese Eigenschaften auch transformieren. Indem wir sie transformieren, dort werden sie zu etwas Positivem. So z.B., jeder Mensch hat scheinbar positive und scheinbar negative Eigenschaften. Aber nahezu jede negative Eigenschaft hat auch einen positiven Kern. Z.B. zweifellos, Aggressivität ist erst mal was Negatives. Ahimsa Paramo Dharma, Nicht-Verletzen ist die höchste Tugend. Nur, Aggression im Sinne – wer sich z.B. mit Astrologie beschäftigt  – ist ein Maßprinzip und ursprünglich kommt Aggression vom Lateinischen aggredere und aggredere heißt, etwas angehen. Aggression heißt dann durchaus, das Positive daran ist, wir gehen etwas an, wir tun etwas, wir bemühen uns. Und so, die zerstörerische Aggression, die riesiges Unrecht und riesiges Leid in diese Welt gebracht hat, die kann auch, wenn sie in die richtigen Kanäle gelenkt wird, viel Positives bewirken. Oder Angst, wird man auch sagen, ist erst mal etwas Positives oder was Negatives? Shivakami gibt öfters solche Seminare „Die Überwindung von Ärger und Angst“, meistens meint sie, „Umgang mit Ärger und Angst“, aber „Überwindung von Ärger und Angst“ – den Titel habe ich ursprünglich erfunden – das kommt besser an. Und ich habe auch damit angefangen und irgendwann hat sie das dann übernommen und eigentlich ist es mehr lernen, umzugehen damit. Gut, Angst, natürlich, wenn man Angst hat und deshalb sich nicht traut, Menschen anzusprechen, sich nicht traut, Aufgaben zu übernehmen, sich nicht traut… Ihr könnt euch ja selbst noch aussuchen, was. Wenn ich jetzt zu viele Beispiele gebrauche, sind mir irgendwelche Menschen böse, warum ich gerade sie herausgreife, obgleich ich niemanden konkret herausgreifen will, außer, eben habe ich einen herausgegriffen. Aber die, die ich nicht mit Namen genannt habe, greife ich jetzt nicht heraus. Also, die Angst kann einen davon abhalten, das zu tun, was in einem angelegt ist, dass zur Entfaltung zu bringen, was in einem angelegt ist. Aber Angst an sich ist auch nichts Schlechtes. Angenommen, wir hätten überhaupt keine Angst, dann würde man vielleicht zu wagemutig sein, dann würde man vermutlich nicht mehr als ein paar Tage überleben. Und dann hat man zwar keine Angst gehabt, aber man muss sich bald einen neuen Körper suchen, um dann irgendwo an seiner Evolution weiter zu arbeiten, wenn man an Reinkarnation glaubt, wie ich das tue. Westerwald ist wieder da, wie vollzählig. Die Nordsee sitzt auch vollzählig da. Wo ist der zweite von der Nordsee? Hier. Können jetzt gerade mal beide Westerwäldler mal aufstehen? Ich hoffe, dass der andere da ist. Ja, der ist da. Er hat ja vorher auch gesungen. Und beide Nordseeler mal aufstehen, von unserem Ashram an der Nordsee. Florian macht die Yogalehrerausbildung und Devani die Meditationskursleiterausbildung und die beiden Westerwaldmitarbeiter machen die Meditationskursleiterausbildung.

Also, Angst kann aber auch was Positives sein. Es gilt, sie so zu transformieren, dass es ein Schmuck ist, und es gilt, mit der Angst so umzugehen, dass sie eben nicht etwas Bedrohliches ist, wo wir über irgendwelche Ängste bis zur Paranoia uns und anderen das Leben schwer machen. Shiva als Zerstörer.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Shiva, Vishnu und das Quirlen des Milch-Ozeans

Ich erzähle euch noch eine letzte Geschichte. Das ist eine Geschichte von Dämonen und Engelswesen. Dämonen, Asuras, und die Engelswesen, die Devas. Die Devas und die Asuras waren immer dabei, sich gegenseitig zu bekämpfen. Eines Tages dachten die, ist doch dumm, dass wir unsere Kräfte so verschwenden, indem wir uns gegenseitig bekämpfen. Es wäre doch viel klüger, wir tun mal was zusammen. Und dann dachten alle zusammen: „Ist eine gute Idee. Wäre doch eine schöne Sache, wir quirlen den Milchozean.“ Denn, wenn man den Milchozean quirlt, erhält man den Nektar der Unsterblichkeit. Und so nahmen sie Ananta, die Weltenschlange, und wandten sie um Meru, den Berg in der Mitte der Welt. Und die Devas waren an der einen Seite, die Asuras an der anderen und mal zogen die Devas, mal zogen die Asuras, und dabei drehte sich der Meru im Milchozean. Aber schon nach kurzer Zeit drohte der Berg Meru, im Meeresboden zu versinken. Also beteten die Devas und die Asuras zu Vishnu, und Vishnu manifestierte sich als Kurmasana, als Schildkröte. Und so wurde dann der Meru auf die Schildkröte draufgesetzt und dann machten sie weiter und quirlten den Milchozean. Während sie den Milchozean quirlten kamen alle möglichen wunderschönen Dinge dabei heraus. Es kam Geschmeide und wunderschöne Juwelen und dann kam der Elefant Airavata, dann kam Lakshmi als besonderer Segen, dann kamen alle möglichen wunderbaren Dinge. Und während sie weiter quirlten, kam plötzlich das grässliche Gift Halahala. Und dieses grässliche Gift Halahala drohte, die ganze Welt zu zerstören. Daraufhin riefen die Dämonen und die Devas, vor allem die Devas, riefen, „Shiva“ und sagten: „Oh Shiva, hilf uns.“ Dann manifestierte sich Shiva und mit der Kraft seiner göttlichen Mantras zog er dieses Gift in seine Hände, er schluckte dieses Gift, und dieses Gift, welches alle drei Welten zerstört hätte, färbte Shivas Kehle blau, bzw. dunkel, weshalb Shiva den Beiname bekam, Nilakanta, der, mit der dunklen Kehle. So quirlten die Devas und die Asuras weiter und irgendwann kam dann der Nektar der Unsterblichkeit. Jetzt in verschiedenen Puranas und anderen Geschichten geht die Geschichte jetzt unterschiedlich aus. Ich erzähle es euch jetzt so, wie ich persönlich es am schönsten finde, was aus einer weniger bekannten Purana stammt. Die Devas und die Asuras tranken von dem Nektar der Unsterblichkeit, sie verschmolzen miteinander und erkannten die höchste Wahrheit. Es gibt noch andere Versionen. In einer spielt Mohini eine gewisse Rolle. In der anderen spielt dann der Dhanwantari eine gewisse Rolle, der dann den Nektar der Unsterblichkeit selbst bekam und bevor er den an die Devas und die Asuras gab oder an die Devas gab, nahm er einen Teil und daraus wurde dann das Wissen des Ayurveda, aus ein paar Tropfen daraus wurde dann die Heilkraft des Ayurveda. Also, es spielt in verschiedenen Traditionen eine Rolle.

Diese Geschichte ist natürlich die Geschichte von uns. Wir haben Devas und wir haben Asuras, die guten Eigenschaften, wie auch die schlechten Eigenschaften. Jetzt kann man sein ganzes Leben damit verbringen, mit sich selbst zu kämpfen. Oder man kann schauen, können wir nicht die Kräfte bündeln auf ein gutes Ziel hin, z.B. die Selbstverwirklichung. Aber damit die Asuras damit einverstanden sind, müssen sie auch etwas davon haben, ist ja auch etwas Egoistisches. Und so, wenn wir Yoga praktizieren, da sagen wir ja nicht nur, wir wollen die höchste Selbstverwirklichung erreichen, sondern es hilft auch für Gesundheit, hilft auch, um mehr Energie zu haben, man bekommt mehr Ausstrahlung. In alten indischen Werken wird dann öfters auch gesagt, es steigert die Potenz im Mann, das interessiert die Männer sehr, es macht die Schönheit der Frauen größer. Frauen, die Yoga üben, werden attraktiver. Auch auf diesen Ebenen kann eine Menge geschehen und außerdem bekommt man mehr Zugang zu seinen inneren Kräften. Also, irgendwo gemischte Motivation. Devas und Asuras werden angesprochen und dann quirlt man den Milchozean. Was ist der Milchozean? Es ist letztlich unser Geist und unser Prana, denn dort sind alle Schätze drin vergraben. Wie quirlen wir das? Wir nehmen eine Schlange und winden sie um einen Meru. Meru ist die feinstoffliche Wirbelsäule, Sushumna, mit allen Chakras. Die Schlange ist letztlich die Kundalini, die wir aktivieren mittels verschiedener Hatha Yoga Techniken, Pranayama Techniken, und so kommen alle möglichen Dinge. Natürlich, wir brauchen auch eine Basis und da ist Vishnu die Schildkröte. In Bhakti Traditionen heißt das, eine Grundhingabe ist die Basis, das überhaupt alles passieren kann. Im Hatha Yoga wird manchmal gesagt, dass Asanas die Schildkröte sind. Wenn wir alle möglichen Energiepraktiken und Meditationspraktiken machen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu sehr abheben, dass wir nicht zu luftig werden, sondern dass wir die Erdung behalten. Und für diese Erdung, dass wir eine gute Erdung haben, da gibt es dann nichts Besseres als Asanas. Regelmäßige Asana-Praxis hilft, eine Festigkeit, eine Erdung auch zu bekommen. Und das ist dann eine gute Grundlage und auf der kann man dann den Milchozean quirlen. Dann kommen alle möglichen wunderschönen Dinge und Effekte. Wie ihr ja wisst, wenn man mit Hatha Yoga beginnt, alle möglichen schönen Erfahrungen macht man. Und dann kommt irgendwann das Gift Halahala. Und da gibt es wiederum verschiedene Interpretationen davon. Eine Interpretation ist auch, die verschiedenen Reinigungserfahrungen, die dort kommen. Eine andere Interpretation ist, das ist dann irgendwann das Ego, das kommt und sich identifiziert. „Ah, ich kann so tolles Pranayama machen, ich mache so tolle Asanas, keiner macht es so gut wie ich und keiner ist demütiger als ich.“ Also, unser Geist identifiziert sich und dieses Ego ist dann wie das Gift, welches alles zu zerstören droht. Und dann hilft nur eins, Gebet. Wenn man erkennt, da ist ein Ego, da müssen wir uns ganz an Gott wenden und sagen: „Bitte hilf mir.“ Und wenn wir uns ganz an Gott wenden, dann kommt diese Hilfe und dann werden wir demütig und dann trinkt Gott dieses Gift von Hala Hala. Dann kommt irgendwann der Nektar der Unsterblichkeit, höhere Samadhi-Erfahrungen, und dann verschmelzen die vorher scheinbaren guten wie schlechten Eigenschaften und es gibt nur noch Eigenschaften, die im Dienst der höchsten Wahrheit da sind.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Shiva und Parvati: Wie Hatha Yoga in die Welt gekommen ist

Shiva, Parvati und GaneshaParvati, wörtlich die helle, die lichtvolle, ist der weibliche Aspekt von Shiva. Parvati und Shiva gelten als das göttliche Paar. Die meisten der Schriften des Tantra sind geschrieben in Dialogform zwischen Parvati und Shiva. Manchmal stellt Shiva der Parvati Fragen und Parvati antwortet. Manchmal stellt Parvati dem Shiva Fragen und Shiva antwortet. Shiva und Parvati sind seit unendlichen Zeiten ein Paar und symbolisieren die Einheit der Polaritäten, also von männlich und weiblich, von Sonne und Mond, von Tag und Nacht, von Aktivität und Passivität.

Parvati steht dabei für das Weibliche, das Helle, das Aktive, das Schöne, den Mond.

Shiva steht für das Männliche, das dunkel-Geheimnisvolle, das Wilde, die Sonne – aber auch für den ruhenden Pol.

ShivaDer weibliche Pol von Shiva ist eigentlich Shakti, die kosmische Energie. Shakti verkörpert sich zunächst Sati  – und wurde die erste Gemahlin von Shiva. Dann löste sich Sati wieder auf in einem Feuer. Und dann inkarnierte sich Shakti auf Wunsch der Devas, der Engel, wieder, dieses Mal als Parvati, als Tochter  von Himavan, des Himalaya. Wie das geschehen ist, siehe im Blogbeitrag Parvati, Gemahlin von Shiva >>>

Jetzt folgt die Geschichte, wie Hatha Yoga in die Welt gekommen ist. Es ist eine Geschichte aus dem Tantra, eine Geschichte von Parvati und Shiva. Diese Geschichte um Parvati und Shiva wird hier als Live-Mitschnitt eines Vortrags von Sukadev wiedergegeben:

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, wie Parvati von Shiva Hatha YOga gelernt hat. Dies ist eine Geschichte, die aus dem weiten Kontext des Kundalini Yoga stammt.Die Geschichte will beschreiben: wie kam Hatha Yoga in diese Welt?

Zu Beginn des Kali Yuga waren Parvati und Shiva, das göttliche Paar, zusammen auf einer Insel im großen Ozean. Und die Parvati ging zu Shiva und sagte: „Oh Geliebter, demnächst beginnt das Kali Yuga, das dunkle Zeitalter. Die Menschen werden nicht mehr so praktizieren können wie vorher. Ihr Geist wird sehr grobstofflich sein und es wird ihnen schwerfallen, zu meditieren. Ihr Körper wird voller Krankheiten sein und sie werden sich mehr um die Gesundheit ihres Körpers kümmern als um anderes. Sie werden Schwierigkeiten haben, ihre Pflichten zu erfüllen, weil sie zu wenig Energie haben. Sie werden auch nicht den Enthusiasmus haben, sehr intensiv ihren Geist zu beherrschen. Im Gegenteil, ihnen wird die Herrschaft über den Geist ausgesprochen schwerfallen, ihr Geist wird voller Wünsche sein. Was, Oh Shiva, können Menschen im Kali Yuga machen, um trotzdem zügig zur Verwirklichung zu kommen?“ Dann sagte Shiva zu Parvati voller Enthusiasmus: „Oh Parvati, im Kali Yuga ist Hatha Yoga ganz besonders gut. Menschen werden voller Krankheiten sein. Hatha Yoga wird ihnen helfen, die Krankheiten loszuwerden, einen gesunden Körper zu haben. Menschen werden wenig Energie haben. Hatha Yoga wird ihnen viel Energie geben, sodass sie ihre Pflichten erfüllen können und weiter enthusiastisch spirituell streben können. Den Menschen wird es schwerfallen, ihren Geist zu beherrschen, sie werden voller Wünsche sein. Hatha Yoga wird die höheren Chakras öffnen, so wird der Geist auf höhere Ebenen kommen und nahezu anstrengungslos wird der Geist zur Ruhe kommen. Es gibt kaum etwas anderes, was Menschen so schnell gerade im Kali Yuga zu einer Ruhe des Geistes und einer Freude verhelfen kann als Hatha Yoga. Die Menschen werden grobstofflich sein und am Körper fasziniert. Daher wird Hatha Yoga mit dem Grobstofflichen, mit dem Körper beginnen. Und über diese Praxis des Hatha Yoga wird das Prana auf höhere Ebenen kommen, die höheren Chakras werden aktiv, die höheren Wünsche werden doch aktiver und sie kommen  zu tiefer Meditation und zur Verwirklichung. Darum, Oh Parvati, ist Hatha Yoga für dieses Kali Yuga ganz besonders geeignet.“ Dann bat Parvati, dass Shiva ihr zeigen möge, wie dieses Hatha Yoga geht. Und Shiva zeigte der Parvati  alle 8.400.000 Asanas. Darunter die zwölf Hauptgrundstellungen, die vierundachtzig Hauptasanas mit den dreihundert Variationen und den weiteren knapp 8.400.000 Asanas. Shiva zeigte der Parvati alle Mudras und alle Bandhas und alle Kriyas und Parvati schlief ein. Das war didaktisch nicht so geschickt gewesen. Als Shiva mit seiner Vorführung abgeschlossen hatte, dort entdeckte er, dass Parvati dabei eingeschlafen war. Jetzt gibt es verschiedene Versionen von der Geschichte. Aber Parvati, als sie merkte, sie war müde, hatte bemerkt, dass dort ein Fisch an der Insel war und der schaute die ganze Zeit dem Shiva zu. Und dieser Fisch war in einem früheren Leben ein großer Meister gewesen. Und er hatte sich in diesem Leben als Fisch inkarniert, sodass er die Vorführung von Shiva an Parvati mitbekommen konnte, sodass er den Yoga der Menschheit weitergeben konnte. So gab Parvati diesem Fisch menschliche Gestalt, nannte ihn Matsyendranath.  Parvati beauftragte Matsyendranath, dass er dieses Hatha Yoga der Menschheit weitergeben würde. Und so gilt Shiva als der erste Guru des Hatha Yoga, Parvati, in manchen Traditionen, als die zweite, und Matsyendranath als der erste menschliche Guru. Nach Matsyendranath ist übrigens auch Matsyendrasana benannt, der Drehstiz.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Anmerkungen zu Parvati:

Parvati ist heute ein weitverbreiteter Name in Indien. In Südindien schreibt man auch Parvathi. Es gibt Schauspielerinnen, Politikerinnen, Beauty Queens mit dem Namen Parvati. In Indien ist es nämlich üblich, Kinder nach Göttern und Göttinnen zu benennen. So hofft man, den Segen Gottes und der Göttin herabzurufen. Und da Parvati ein besonders segensreicher Aspekt der göttlichen Mutter ist, erhalten insbesondere in Shaiva und Shakta Familien die Töchter den Namen Parvati.

Kali tanzt auf Shiva - vor wießem HintergrundParvati gilt als freundlicher Aspekt von Durga. Durga ist die göttliche Mutter, reitend auf einem Tiger. Obgleich Durga als weiblicher Aspekt Shivas bezeichnet wird, gibt es sehr wenige Darstellungen von Durga und Shiva zusammen. Durga manifestiert sich auf zweierlei Art: Als Parvati – dann ist sie freundlich und segensreich. Und als Kali – dann ist sie furchterregend – aber auch segensreich. Sowohl Parvati als auch Kali werden meist zusammen mit Shiva zusammen dargestellt.

Parvati und Shiva können auch miteinander verschmelzen. Dann entsteht Ardhanishwara – Gott der aus zwei Hälften besteht: Die eine Hälfte hat die Charakteristika von Shiva, mit dunkelblauer Haut, Schlange, Tigerfell, Trommel, Dreizack etc. Die andere Hälfte hat die Charakteristika von Parvati, mit hellrosa Haut, schöner Kleidung, Schmuck etc.

Durga_paintingObgleich viele Inderinnen den Namen Parvati bekommen und Shiva oft mit Parvati zusammen dargestellt wird, gibt es wenige Mantras und Kirtans, in denen Parvati erwähnt wird. Es gibt viel mehr Durga und Kali Mantras. Parvati ist eben meist hauptsächlich zusammen mit Shiva wichtig. Dagegen sind Durga und Kali in manchen Mythen wichtiger als Shiva – und werden auch alleine verehrt.

Hier noch eine Geschichte, wie Parvati zur Gemahlin von Shiva wurde – und Subrahmanya in die Welt kam:

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Krishna und Sudama

Krishna lebte also in diesem riesen Palast, regierte über einen eigenen Kontinent, den er selbst aus einer Yogamaya heraus geschaffen hatte. Und dann gab es diesen anderen Schulkameraden, der mit ihm zusammen in eine Schule gegangen ist, also beim gleichen Guru gelebt hat, damals waren sie ganz einfach. Nur dieser hat es nicht zu viel gebracht in seinem Leben. Er hatte zwar einen makellosen Charakter und er hatte auch so eine ganz einfach Landwirtschaft, aber wenn es schlechtes Wetter war, dann musste die ganze Familie hungern und er hatte einige Kinder gehabt. Und ab und zu mal ging es ihnen etwas besser und dann war es wieder schwieriger. Und die Frau von ihm, die sagte ihm: „Geh doch mal zu Krishna, das ist doch dein Freund. Du hast mir immer erzählt, wie schön ihr dort zusammen wart und wie gut ihr bei dem Lehrer zusammen wart und wie das so war in eurer Schulzeit. Jetzt geh doch mal hin! Warum müssen wir so leiden?“ Dann sagte er: „Nein, ich kann doch nicht zu Krishna gehen als Bettler, er ist doch mein Freund.“ „Aber du kannst uns doch hier nicht hungern lassen.“ Und eines Jahres war es wieder soweit, es gab eine Trockenheit und sein ganzes Feld war verdörrt und die ganze Familie war am hungern. Schließlich, ehe es wieder Ehestreit gab, hat er gesagt: „Ok, dann gehe ich halt.“ Und dann sagte er aber noch: „Aber irgendein Geschenk muss ich ihm dann mitbringen.“ Sagte sie: „Geschenk, was braucht denn der Krishna von uns irgendein Geschenk hier?“ Und dann sagte er: „Ja, wenn man zu seinem Freund hingeht, irgendwas muss ich ihm mitbringen.“ Dann sagte sie: „Ich habe nichts, was ich dir geben könnte. Aber ich habe dir ein Frühstück gemacht, das ist gebratener Reis. Und du kannst auf den ja verzichten, dann kannst du das deinem Krishna bringen. Aber weißt du, der isst jeden Tag ein Festessen oder könnte es essen, aber das kannst du mitnehmen, wenn du willst.“ Dann wickelte er dieses Essen in ein Tuch ein und er kam dann zu Krishna. Er sah diesen riesengroßen Palast und diesen Prunk und alles und er wusste gar nicht, was er machen sollte und wie er jetzt sich trauen sollte, zu Krishna hinzugehen.

Vielleicht mag der ein oder andere das auch kennen, vielleicht habt ihr irgendeinen Schulfreund, der Millionär geworden ist und ihr seid vielleicht einfache Yogalehrerinnen, die gerade mühselig ihr Dasein fristen. Wobei vermutlich heute diese Unterschiede nicht so groß sind, wie das vielleicht im alten Indien war. Aber vielleicht doch.

Und er wusste nicht, wie er jetzt weitergehen sollte und dann plötzlich öffnete sich eine Tür und Krishna kam rennend dort raus, umarmte ihn, sie haben sich ja lange nicht mehr gesehen, und er begrüßte ihn und brachte ihn hoch in ein Zimmer und wusch seinem Gast selbst die Füße. Irgendwo, mit Krishna gibt es öfters diese Fußwaschgeschichten. Die sind ja letztlich irgendwo ähnlich wie auch im Christentum, wo Jesus die Füße seiner Jünger gewaschen hatte, so wusch er ihm die Füße. Und dem war das ganz peinlich. Und sie erzählten vor der guten alte Zeit und dann fragte noch Krishna: „Hast du mir nichts mitgebracht?“ Und da versank er noch mehr in Scham, er hatte sich gar nicht getraut, etwas dort zu geben. Und dann: „Ja, ich habe das hier.“ Und Krishna nahm das und er aß es mit größtem Genuss und sagte: „Das ist das beste Essen, das ich jemals hatte. Weißt du, hier habe ich diese ganzen Köche und die kochen mir zwar was ganz Tolles, aber weißt du, das hier, da steckt deine ganze Liebe drin, das ist besser als alles andere. Brauchst du noch irgendwas sonst? Kann ich irgendwas für dich tun?“ Und dann sagte der Freund: „Ja, weißt du, solange ich deine Gegenwart spüre, mehr brauche ich nicht.“ Und Krishna fragte nochmal: „Willst du wirklich nichts anderes? Ich kann dir alles geben, was du willst.“ Da sagte er: „Krishna, einfach zu wissen, dass du dich nach so langer Zeit an mich erinnerst, ein größeres Geschenk kann es nicht geben.“ Und Krishna fragte zum dritten Mal: „Gibt es nicht irgendetwas, was du doch haben willst?“ Sagte er: „Ja, lass mich dich stets spüren, denn ich weiß, ich sehe dich als Freund an, aber ich weiß, du bist nicht nur Freund, du bist die Inkarnation Gottes. Daher, sei immer mit mir.“ Am Abend sagte er: „Jetzt muss ich wieder zurückgehen.“ Und voller Euphorie und Wonne verließ er den Palast und als er draußen war, dort schürte es ihm fast die Kehle zu. Wie er konnte er jetzt seiner Frau zu Hause in die Augen sehen? Wie konnte er seinen Kindern in die Augen sehen? Und er entschied sich: „Wenn ich zu Hause ankomme, dann werde ich mich verdingen als Tagelöhner, ich werde alles tun, ich werde rund um die Uhr arbeiten, dass meine Kinder und meine Frau nicht darunter leiden müssen, dass ich den Krishna um nichts anderes bitten konnte als seine Gegenwart und seine Liebe und ihn eigentlich Dank aussprechen wollte.“ Und als er sich dem Dort näherte, dort merkte er, irgendwo war es nicht mehr ganz das gleiche. Dachte er: „Was ist denn jetzt passiert? Ist da vielleicht eine Armee einmarschiert oder so etwas?“ Viel Musik hörte er dort und Feiern. Dachte er: „Das ist aber komisch.“ Und dann ging er in die Richtung seines Hauses. Erst dachte er: „Wie kommt das, dass nach einem Tag ich mich verirre?“ Da war keine Hütte, da war ein riesengroßes Haus und um das Haus waren Mangobäume, die reife Mangos hatten und Kokosnussbäume. Und er verstand nicht, was das war. Und als er in die Nähe kam, dort lief ihm seine Frau freudestrahlend entgegen und sagte: „Oh danke, dies alles ist von Krishna gebracht worden. Danke, dass du so Krishnas Herz erweicht hast, dass er uns zu Hilfe gekommen ist.“

Moral von der Geschichte? In sehr ähnlicher Form hat es Jesus auch gesagt: „Strebt zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere selbst zufallen.“ Und das ist vielleicht eher eine Geschichte für fortgeschrittene Aspiranten. Am Anfang ist es ja durchaus hilfreich, Yoga hilft ja, gesund zu werden. Menschen machen Asanas und Pranayama für mehr Energie, für Entspannung. Wir machen besondere Asanas gegen Rückenbeschwerden. Man macht dieses gegen Asthma usw. Dann hilft Yoga auch, mehr Energie zu haben, um sich durchzusetzen. Wir haben gehört über die Muladhara Chakra Konzentration, wir bekommen Festigkeit und Stärke und lassen uns nicht einfach von unseren Vorhaben abbringen. Also, Yoga hilft auch in dieser Hinsicht. Irgendwann kommt aber dann auch ein Punkt, wo wir uns entscheiden müssen. Was ist für uns wichtiger? Gotteserfahrung oder das Materielle. Gotteserfahrung oder das Emotionale. Gotteserfahrung oder anderes. Und wenn wir dann die Entscheidung treffen, dass die Gotteserfahrung uns wichtiger ist als alles andere, dann wird uns alles andere von selbst zufallen. Dadurch, dass er in dem Moment Entsagung geübt hat, gab es nachher keine Ehekrise, es gab auch kein Hungern von seinen Kindern, sondern er hatte alles, was er gebraucht hat. Dadurch, dass er nach dem Höchsten gestrebt hat und nach dem Höchsten gebeten hat.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Krishna und seine 16000 Frauen

Es gibt viele Geschichten von Krishna, nicht nur mit den Gopis, noch viel mehr schöne Geschichten von den Gopis, aber ich möchte euch jetzt so zwei Geschichten erzählen von Verehrern von Krishna. Die eine Geschichte ist die Geschichte von einem – man kann sagen – Schulfreund von Krishna. Die beiden sind zusammen zum gleichen Guru gegangen, zum gleichen Lehrer, und Krishna wurde ja danach großer König, als Inkarnation Gottes mit allen Kräften, der eine Mission zu erfüllen hatte. Und so lebte Krishna in einem Palast mit 16.000 Frauen – es ist eine andere Geschichte, wie das passiert ist. Aber damit ihr nicht falsch über Krishna denkt, erzähle ich sie euch vielleicht ganz kurz. Es gab so einen Dämonen und dieser Dämon der machte sich irgendwo so einen Zeitvertreib, indem er alle umliegenden Königreiche überfiel und alle Frauen raubte und sie dann zwangsweise in seinen Harem einverleibte. Und dann kam irgendwann Krishna und er besiegte dann diesen Dämon und befreite jetzt diese Frauen, es waren dann 16.000 gewesen. Und jetzt gab es aber im alten Indien so eine komische Regel, wenn eine Frau eben schon mal in einem Harem von einem anderen war, dann will sie kein anderer Mann mehr nehmen. Und anstatt dass die Frauen dann irgendwo unbeschützt waren, hat Krishna dann gesagt: „Ok, dann heirate ich euch alle. Es sei denn, ihr findet jemand anderes, aber wenn ihr niemand findet, dann findet ihr mich.“ Da steckt auch schon eine Symbolik dort hinter. Manchmal werden wir irgendwo geraubt und dann anschließend befreit uns Gott. Dann sagt uns aber Gott: „Gut, jetzt kannst du auch was anderes machen.“ Und relativ häufig finden wir dann etwas anderes, aber manchmal ist es dann so, wenn wir niemand anderes mehr haben, an den wir uns wenden können, dann können wir uns an Gott wenden und Gott nimmt uns auf. Eines Tages kam dann mal Narada vorbei und er wollte wissen, wie geht das überhaupt, Krishna und 16.000 Frauen. Und so ging er also in den Palast – muss ein sehr großer Palast gewesen sein – und jede Frau hatte ihr eigenes Zimmer. So wie die Mitarbeiter hier im Haus auch, nur wir haben keine 16.000 Zimmer. Und Narada klopfte und dort machte dann Krishna auf und da war ebene eine seiner Frauen. Da dachte Narada: „Aha, also bei der ist er.“ Dann klopfte er bei der nächsten Tür und da war auch Krishna und die andere Frau. Und so klopfte er – wahrscheinlich nicht an allen 16.0000, manchmal versteht man die Logik nicht, die dort hinter ist – aber jedenfalls, er sah, Krishna vervielfältigte sich.

(unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev bei Yoga Vidya Bad Meinberg)

Devi: Die Bedeutung der dritten Navaratri Geschichte

Ich erzähle euch noch die dritte Rahmengeschichte, auch wenn die nicht weniger brutal ist als die ersten und ich eigentlich ein sehr friedliebender Mensch bin. Aber irgendwo fühle ich mich innerlich verpflichtet, auch die Navaratri-Geschichten euch mal zu erzählen. Die dritte Geschichte, auch wieder Devas und Asuras. Vorher danken noch die Devas der Göttin, dass sie ihnen so geholfen hat. Auch ein wichtiger Aspekt, den wir so oft vergessen und vielleicht in unserer modernen, schnelllebigen Zeit auch sehr häufig. Wir vergessen die Dankbarkeit. Wir haben irgendeinen Wunsch, er geht vielleicht in Erfüllung, und gleich wollen wir das nächste. Wir haben einen Menschen, der tut zehn Dinge gut für uns und mit dem elften sind wir unzufrieden, was machen wir? Wir ärgern uns über die elfte Sache, statt dankbar zu sein über die zehn, die vorher waren. So häufig ist das. Und zu den Lamentierern gehöre ich manchmal ja auch. Wenn wir manchmal uns beschweren über die denaturierte Ernährung der Menschen und ein maschinenorientiertes Gesundheitssystem und manchmal vielleicht auch Politiker, die irgendwo nicht so gut sind, wie sie eigentlich sein sollten, und eine Pharmaindustrie, die den Menschen Gift verkauft und Ergebnisse fälscht. Das ist ein Aspekt, der ist richtig. Aber andererseits, wir haben genügend zu essen. Das ist nicht so selbstverständlich. Ich weiß nicht, wer von euch vorher bei dem Vortrag von der Sharada war, wo sie erzählt hat über die germanischen Kultplätze, die ja hier in der Nähe waren. Die ganze Gegend galt eigentlich als heilige Gegend, die Cherusker waren das Volk der Germanen, welches die heiligen Stätten dort behütet hat. Die Externsteine, dort waren höchstwahrscheinlich verschiedene heilige Stätten. Es gibt ja einige Hügelgräber auch hier in der Nähe im Bad Meinberger oder Fissenknicker Bereich. Aber was wir dann vergessen, zur germanischen Zeit, alle paar Winter gab es eine Hungersnot und ein Viertel der Bevölkerung ist im Winter gestorben an Hunger. Das vergessen wir, wenn wir über andere Aspekte dort sprechen. Oder, so lange brauchen wir gar nicht zurückgehen, vor fünfundsechzig Jahren gab es hier in Mitteleuropa Krieg. Und wer schon mal irgendwo in einem Land der Erde war, wo es keinen Arzt gibt, der weiß auch, was es für Schwierigkeiten gibt. Ich hatte irgendwann mal einen Unfall gehabt. Ich weiß, wenn es die moderne Chirurgie nicht geben würde, würde ich hinken. Und wenn es keine Brillen gäbe, würde ich keinen von euch sehen. Und wenn es keine Antibiotika gäbe, wäre ich vor zwei Jahren gestorben. Also, es gibt vieles, für das wir dankbar sein können, über das wir gerne schimpfen. So ist es wichtig, dass wir Dankbarkeit zeigen und dass wir die vielen Segnungen auch anerkennen. Wenn wir diese Dankbarkeit haben, dann sind wir auch offen für weiteren Segen. Wenn wir aber eine Segnung bekommen haben und dann nicht dankbar sind, dann sind wir nur gierig, und aus Gier wird kein glückliches Leben. Natürlich sollte Dankbarkeit einen auch nicht träge machen, irgendwo hat der Mensch auch etwas, wonach er weiter streben will. Und das wird ja auch im Yoga gesagt, letztlich, eine gewisse Unzufriedenheit, die wir haben, ist ein Ausdruck dafür, dass zum einen der Mensch eine Mission zu erfüllen hat in dieser Welt, und bis er die erfüllt hat, ist er nicht zufrieden, und zum anderen strebt er nach einem höchsten Wissen und nach einer höchsten Erkenntnis, einem höchsten Glück, bis er das erreicht hat, ist er auch nicht zufrieden. Deshalb, diese Kraft der Unzufriedenheit, die sich dann im Kleinen manifestiert, ist letztlich ein Ausdruck eines tiefen inneren Strebens. So gilt es, diese Dankbarkeit zu haben.

Nachdem die Devas der göttlichen Mutter gedankt haben, sagte die göttliche Mutter noch: „Ihr habt euch jetzt so freundlich bei mir bedankt. Wann immer ihr irgendetwas braucht, dann werde ich wieder da sein und euch einen Gefallen tun.

Devi – die göttliche Mutter und Mahisha Asura

Diese Geschichte spielt vor vielen Jahrtausenden, vielleicht Jahrmillionen. die indische Chronologie geht ja in sehr langen Zeiträumen. Die sagt ja, dass ein Weltenzyklus 311 Trillionen Jahre dauert. Allerdings nur in einer Ausprägung, wie es im Siddhanta heißt. Manchmal werden es ein oder zwei Nullen mehr oder weniger, woran man sehen kann, es ist auch nicht wörtlich zu nehmen. Jedenfalls haben die alten Inder die Welt in sehr viel größeren Zeiträumen gesehen, als es die Griechen gemacht haben oder auch die christlich-jüdische Kultur, die angenommen hat, die Welt wurde irgendwie… Weiß jemand genau, wann angenommen wurde, wenn man alte Patriarchen im Alten Testament zusammenzählt? Irgendwas 4000 v. Chr. oder so ähnlich. Oder der Plato hat zwar auch irgendeinen Kreislauf gemacht, aber mehr als ein paar zigtausend Jahre war die Welt dort auch nicht alt. Da haben die Inder schon in 311 Trillionen Jahren Zyklen gedacht. Und das ist ein Schöpfungszyklus, von denen es dann unendlich viele gibt.

Jedenfalls, dort gab es einen Kampf zwischen Devas und Asuras. Die Devas sind die Engelswesen, manchmal auch als Götter bezeichnet, und die Asuras, das sind die Dämonen. Und die beiden kämpften wieder gegeneinander. Und sie kämpften und kämpften und die Asuras gewannen und vertrieben die Devas aus dem Himmel und aus der Erde und so waren die Devas ziemlich heimatlos in irgendwelchen Ecken des Universums. Und nachdem die Devas aus eigener Kraft nicht gewinnen konnten, wandten sie sich an Brahma, Vishnu und Shiva, die drei Grundkräfte des Universums, Schöpfer, Erhalter und Zerstörer, Manifestationen des Göttlichen. Und als die drei das hörten, dort wurden sie ärgerlich. Und sie wurden so ärgerlich, dass aus ihrem dritten Auge heraus ein Lichtstrahl herauskam, ein Feuerstrahl. Und da alle drei sich gegenüberstanden, verband sich der Feuerstrahl aus allen dreien. Und dann ärgerten sich noch alle anderen Devas auch und alle Feuerstrahlen des Ärgers, gerechter Zorn war es ja, verbanden sich dann in Gestalt einer Göttin. Und diese Göttin, Durga genannt – hier könnt ihr ein kleines Bild sehen – ritt auf einem Löwen, sie streckte die Zunge raus, sie lachte, ein schallendes Gelächter, und von den Schritten des Löwen erbebte die Erde. Der Chef der Dämonen hieß Mahishasura und Mahishasura heißt, der Büffeldämom. Mahisha ist eigentlich der Büffel. Und der hörte dieses Erdbeben auf der Erde und der ging mit seinen Horden von Dämonen dort hin und sah dort diese Durga. Und er wusste erst nicht, was passiert, und dann sagte die Durga ihm, er möge wieder zurückkehren zu Patala Loka, zu den niederen Welten, die ja sein gerechtes Reich wären. Dort wäre er wohlbehütet, das wäre seine Ebene. Hier auf der Erde und dort auf dem Himmel hätte er nichts zu suchen. Und der Mahishasura war natürlich damit nicht einverstanden und er befahl seinen Dienern: „Bringt dieses Weib um!“ Allerdings, sie war eine Göttin, und natürlich, so leicht bringt man sie nicht um, im Gegenteil, sie vernichtete alle Dämonen. Zum Schluss blieb nur noch Mahishasura übrig und der Mahishasura, der verwandelte jetzt seine Gestalt. Die Devi, die Durga – das ist jetzt keine sehr friedliche Geschichte – schoss einen Pfeil nach dem anderen auf den Mahishasura ab. Als der eine Pfeil ihn tödlich traf, dann verwandelte er sich in einen Elefanten. Und er rannte wieder hin und versuchte, die Devi umzubringen. Dann wieder ein Pfeil und dann war der Elefant getroffen. Aus dem Elefant kam dann ein Mensch. Der Mensch, wieder getroffen, aus dem Mensch kam jetzt wieder ein Büffel. Der Büffel wieder getroffen und schließlich war Mahishasura gestorben.

Dies ist die zweite der drei Hauptgeschichten der Devi Mahatmyam, neben der Rahmengeschichte, und die zeigt ein zweites Prinzip, neben den vielen anderen Bedeutungen. Manchmal kann uns auch gerechter Zorn helfen, wie ihr in der Geschichte gehört habt. Manchmal, wenn wir von Trägheit und Nachlässigkeit übermannt sind, wie in der ersten Geschichte, dort gilt es, anzuerkennen, dass die Trägheit auch eine Funktion hat, dass sie auch göttlichen Ursprungs ist und sie dann zu bitten. Eine zweite Möglichkeit ist aber auch, wir merken, dass so vieles in unserem Leben schiefgeht, wir merken, dass eine ganze Menge von dem, was wir tun, nicht richtig ist, und dann merken wir vielleicht auch, allein kriegen wir es nicht hin, wir packen es nicht alleine, und dann beten wir wieder und dann kann es sein, dass jetzt die Kraft kommt in Gestalt eines gerechten Zornes. Natürlich müssen wir dort aufpassen. Es ist schon sehr viel Leid geschehen in dieser Welt aus einem gerechten Zorn und das ist oft eine Ursache für Mord, es ist oft eine Ursache für Krieg, so oft ist es eine Ursache für Streitigkeiten in der Familie, zwischen Partnern, zwischen Eltern und Kindern. Jeder meint, er muss für die gerechte Sache einstehen. Es ist auch eine gefährlich Sache dort. Aber manchmal wird man irgendwo von dieser Kraft beseelt, um etwas zu ändern. Und wenn wir das dann haben, dann kommt irgendwo göttlicher Segen von allen Seiten. Und mit diesem Segen und mit dieser Kraft können wir dann unser Leben weiter gestalten.